Katharina - Artigianato italiano – Geschickte Hände in Italien

Ein Bericht von Katharina Sachs

Ich bin Raumausstatterin und mache ein Praktikum in einem Familienbetrieb in Italien. Organisiert wurde der Auslandsaufenthalt von unserer regionalen Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade und 3K-Aktiv e. V. in Reher. Am Anfang war alles in Italien ein bisschen aufregend und neu, aber ich habe mich gut eingelebt. Jetzt gefällt es mir hier sehr gut.

Es ist ein wenig chaotischer als in Deutschland, aber ich wurde ab dem ersten Tag angemessen beschäftigt und wenn ich Fragen habe, ist immer jemand zur Stelle. Das Arbeitsklima ist total angenehm. In meinem Betrieb in Brescia habe ich zwei Chefs, Federico und Paola Bosio, die das Unternehmen ihres Vaters weiterführen. Ansonsten arbeiten in der Firma noch drei weitere Angestellte.

Meine Aufgaben sind ganz unterschiedlich. Ich habe Kissen genäht und gestopft, ein Faltrollo vorbereitet, Steppnähte bei Bezügen genäht, mit dem Tacker einen Sitz fest bezogen und Handnähte gemacht um nur ein paar Beispiele zu nennen. Dadurch lerne ich viele neue Arbeitsmethoden kennen.

 

In der Vorweihnachtszeit war im Betrieb viel los. Meistens arbeiten dann alle zusammen an einer Kommission. Dadurch sieht man schnell Erfolge und hält sich nicht alleine wochenlang an dem gleichen Werkstück auf.

 

Zum Ausgleich hat mich mein Chef ab und zu mit zur Kundschaft genommen. Dort haben wir Polstermöbel abgeholt und geliefert. Es hat mir gut gefallen, viele verschiedene Regionen, Häuser und Wohnungen zu sehen.

Unter der Woche nehmen mich meine Chefs immer abwechselnd zum Mittagessen mit nach Hause. Das gefällt mir wirklich gut, weil ich mit den vielen Kindern auch die Möglichkeit habe italienisch zu "sprechen", wie in einer Gastfamilie. Generell ist die Verständigung weitestgehend in Englisch und mit Händen und Füßen.

 

Außerdem haben wir alte antike Stühle entkernt, diese neu gegurtet und aus Kostengründen modern im Sandwichverfahren aufgepolstert. Das bedeutet, dass zuerst ein harter Schaumstoff und dann ein weicher Schaumstoff für die Sitzfläche verwendet wird.

 

Viel Zeit verbringe in dann an der Näh- und Kettelmaschine, um die Polsterbezüge vorzubereiten.

 

An den Wochenenden hatte ich Zeit ein paar Städte zu besichtigen. Besonders beeindruckend fand ich Verona mit den vielen kleinen schönen Straßen, dem Schloss an der Etsch, der Arena und natürlich dem Balkon von Julia.

 

Federicos und Paolas Familie haben mich abwechselnd mit zu Wochenendausflügen genommen. So konnte ich den Lago d'Iseo und viele andere Plätze sehen.

 

Es war auch sehr interessant zu erleben, wie in Italien Weihnachten gefeiert wird. Zum Beispiel wird an Santa Lucia, am 13. Dezember, "das kleine Weihnachten" gefeiert und Kinder bekommen Geschenke (dafür gibt es an Heiligabend nicht so viele). Was mich überrascht hat, ist der künstliche Weihnachtsbaum, der kitschig bunt mit allen Farben und diverse Lichterketten geschmückt wird.

Bilder © Katharina Sachs und Martina Sommer (stv. Abteilungsleiterin Internationale Bildungsprojekte, HWK Braunschweig-Lüneburg-Stade)