Viva Mexico! - Pia, wie war es auf der Kaffeefarm?

Pia macht ihre Ausbildung bei einer Kaffeerösterei im Bereich Büromanagement und hat ihr fünfwöchiges Auslandspraktikum mit der Förderung von AusbildungWeltweit in Mexiko gemacht. Auf der Finca Hamburgo in Tapachula in der Region Chiapas im Süden Mexikos, hat sie den gesamten Prozess der Kaffeeproduktion selbst durchführen können und dabei erfahren, wie viel Zeit und Aufwand hinter dem Produkt stecken.

"Trinkst du Kaffee? Vielleicht liest du ja gerade diesen Erfahrungsbericht mit einer Tasse Kaffee in der Hand?

Hast du dir schon einmal Gedanken darüber gemacht, was für einen Kaffee du trinkst? Wo er angebaut wird, was für Pflanzen neben ihm wachsen oder wie der Farmer heißt, der sich um die Pflanze kümmert?"

Ich bin Pia und mache gerade eine Ausbildung in einer Kaffeerösterei.

Der Ausblick über die Kaffeefelder in Tapachula im Süden Mexikos.

Was waren deine ersten Eindrücke?

Als ich auf der Finca Hamburgo in Tapachula ankam, wurde ich super herzlich aufgenommen. Der Farmer Thomas, sein Sohn Bruno und dessen Freundin Lisa haben mir bei morgendlichen Spaziergängen, bei gemeinsamen Mahlzeiten und in intensiven Gesprächen Einblicke ins Leben eines Kaffeefarmers gegeben.

Ich lernte die Schönheit der Finca und des Kaffeeanbaus kennen und habe auch von den Problemen und Schwierigkeiten erfahren. Ein Problem ist der immer größer werdende Personalmangel. Es fehlen Menschen, die in die Felder gehen und den Kaffee pflücken. Der Einsatz von Erntemaschinen ist durch die steilen Hänge nicht möglich und entspricht auch nicht dem Qualitätsanspruch der Farmer. Hieraus ergab sich die Fragestellung, ob es möglich ist, den gesamten Prozess von Ernte bis Röstung als Einzelperson komplett alleine durchzuführen.

Wie sah dein Arbeitsalltag aus?

Auf der Farm hatte ich das Projekt den gesamten Kaffeeverarbeitungsprozess selbst durchzuführen. Dabei war es mir wichtig zu dokumentieren, wie viel Aufwand und Zeit die Arbeiten erfordern. Wie teuer müsste Kaffee sein, wenn er tatsächlich fair gehandelt wäre? Und wie teuer wäre der Kaffee, wenn der gesamte Aufwand mit einem deutschen Gehalt bezahlt würde?

Ich pflückte insgesamt ca. 35 kg Kaffeekirschen. Schon diese Kleinstmenge hat gereicht, um zu merken, dass das Pflücken auf dem Feld harte Arbeit ist.

Die clase de inglés (Englischklasse) war eine der bewegendsten Erfahrungen, die ich hier machen durfte. Mit welcher Offenheit, Wertschätzung und Vertrauen die Kinder mir von Tag Eins an begegneten war unglaublich.

"Den Rest des Tages habe ich damit verbracht, Bruno und Lisa bei Projekten zu unterstützen und in die verschiedenen Bereiche der Kaffeeverarbeitung hinein zu schnuppern.

Außerdem habe ich eine Englischunterricht für die Kids der Arbeitenden geben. Sie haben sich so gefreut, dass ich mir jeden Tag mindestens eine Stunde Zeit für sie nahm. Sich von ihnen zu verabschieden war super schwer."

Zum Ende meiner Zeit auf der Farm stand noch der letzte Schritt an: das Pergamino-Häutchen entfernen. Das ist die letzte Schale der Bohne, die vor dem Rösten entfernt werden muss. Nach diesem Schritt ist die Rohbohne bereit für den Export.

Wenn man meine gesamte Arbeitszeit, die ich in das Pflücken und Verarbeiten des Kaffees gesteckt habe, mit einem deutschen Gehalt vergüten würde, käme man auf einen Preis von knappen 100€ pro Kilo! Und das als reine Arbeitszeit, der Transport und das Rösten noch nicht mit inbegriffen. Das ist natürlich ein sehr extremer Vergleich, da die Löhne in Mexico anders sind.
Um diesen Preis einmal in Relation zu setzen: Selbst die schlechteste Qualität, die die Farm verlässt und nicht durch etliche Qualitätschecks geht, kostet die Finca Hamburgo in der Produktion stolze 7€. Im deutschen Supermarkt wiederum findet man die günstigsten Kaffees für 6€, und hiervon gehen nochmal 2,20€ Kaffeesteuer ab. Da kann man sich ausrechnen, wie viel davon für den Farmer und die Arbeiter übrigbleibt... 

Mein Tag begann damit, die Bohnen aus dem Schuppen auf den Trocknungshof in die Sonne zu stellen.

Am Strauch sehen die Kaffeekirschen noch so aus...

Die Bohnen in der Sonne zu trocknen ist Teil der traditionellen Herstellung.

Was hat das Praktikum mit dir gemacht?

Die Zeit in Mexiko ließ mich nochmal ganz anders meine eigene Realität und Perspektive reflektieren. Es gab mir eine noch größere Motivation, das, was ich gelernt habe zu teilen und intensiv zu kommunizieren. Ich möchte Menschen durch das Erzählen der Erfahrungen sensibilisieren, warum es wichtig ist, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und dazu inspirieren innerhalb der eigenen Möglichkeiten etwas Gutes zu tun. Denn auch wenn es manchmal nicht so erscheint, egal wie klein die Handlung ist, es macht einen Unterschied.

Ich pflückte insgesamt ca. 35 kg Kaffeekirschen.

Die Zeit in Mexiko ließ mich nochmal ganz anders meine eigene Realität und Perspektive reflektieren.

Alle Fotos © Pia Hartmann

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